Videodauer von 6 Min.
10. März 2025
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Tuberkulose ist in Pakistan eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit, und leider liegt das Land weltweit an fünfter Stelle der Länder mit hoher TB-Belastung. Jedes Jahr treten geschätzte 608.000 neue TB-Fälle auf.
Erfahren Sie von Dr. Sabira Tahseen, Beraterin des National TB Reference Laboratory im National Tuberculosis Control Programme, und Dr. Faisal Siraj, stellvertretender Nationalkoordinator der Common Management Unit des National TB Programme, welche Herausforderungen Pakistan im Kampf gegen TB bewältigen muss – darunter der begrenzte Zugang zu Versorgungsangeboten sowie der große Bedarf an mehr Aufklärung über die Erkrankung und die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten in der Gemeinschaft. „Jetzt sind wir dafür verantwortlich, diese Menschen zu erreichen“, erklärt Dr. Tahseen.
Tahseen, Siraj und Dr. Adeel Tahir, Director von Mercy Corps Pakistan, sprechen außerdem über die wichtigsten Entwicklungen in der TB-Diagnostik der vergangenen 10 Jahre – darunter deutlich verbesserte diagnostische Möglichkeiten und Strukturen im ganzen Land. Sehen Sie sich das Video an, um mehr darüber zu erfahren, wie sich diese Veränderungen auf die Krankheitslast im Land auswirken.
Dr. Sabira Tahseen:
Tuberkulose ist in Pakistan eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit, und leider liegt das Land weltweit an fünfter Stelle der Länder mit hoher TB-Belastung. Wir haben eine geschätzte Inzidenz von 608.000 neuen TB-Fällen jedes Jahr.
Dr. Faisal Siraj:
Im Jahr 2023 gelang es uns, 475.000 Tuberkulosefälle im ganzen Land zu diagnostizieren und zu registrieren, wodurch eine Lücke von 125.000 Fällen verbleibt.
Dr. Sabira Tahseen:
Wir müssen diese Fälle finden. Diese Fälle sind wahrscheinlich Personen, die keinen Zugang zu TB-Versorgungsangeboten haben oder sich der Krankheit, an der sie leiden, nicht bewusst sind und deshalb keine Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen. Jetzt liegt es in unserer Verantwortung, diese Menschen zu erreichen.
Wir haben in den letzten zehn Jahren große Veränderungen erlebt. Ganz oben auf der Liste steht der Fortschritt in der TB-Diagnostik.
Dr. Faisal Siraj:
Wir verbesserten die diagnostischen Fähigkeiten und Einrichtungen des Landes mit der Einführung eines schnelleren diagnostischen Tools gemäß den Empfehlungen der WHO und der digitalen Röntgentools mit künstlicher Intelligenz.
Dr. Sabira Tahseen:
Die zweite Errungenschaft, die wir in den letzten 10 Quartalen gesehen haben, ist das Engagement des privaten Sektors.
Dr. Faisal Siraj:
Die privaten Partner arbeiten sehr effektiv an den DR-TB-Maßnahmen, insbesondere an den Standorten für das programmgesteuerte Management von arzneimittelresistenter TB.
Dr. Sabira Tahseen:
Wir haben eine Übung zur Optimierung des diagnostischen Netzwerks durchgeführt, und infolgedessen wurden nun rund 60 weitere Geräte im Privatsektor auf Distriktebene installiert.
Das Letzte, was wir als neue Intervention haben, sind präventive Behandlungen. Patient/innen, die mit TB-Patient/innen in Kontakt kommen und bei denen das Risiko besteht, sich mit TB anzustecken, werden vorbeugend behandelt. Eine präventive Behandlung würde bedeuten, dass wir die Ansteckung mit TB bei diesen Patient/innen verhindern und einen echten Einfluss auf die Krankheitslast im Land haben würden.
Wir haben in den letzten 10 Jahren große Fortschritte gesehen, aber dennoch werden noch immer 125.000 TB-Fälle in der Diagnostik übersehen. Für diese Menschen ist es wahrscheinlich schwerer, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen. Oder es handelt sich um Menschen mit hohem Risiko. Zum Beispiel Gefangene und Flüchtlinge. Dies ist nur durch aktives Screening und aktive Fallfindung möglich.
Dr. Faisal Siraj:
Um die Herausforderung anzugehen, haben wir die Gemeinschaft stärker in die Problemerkennung, -planung und -verantwortlichkeit einbezogen. Wir haben den privaten Partner, Mercy Corps, engagiert.
Dr. Adeel Tahir:
Mercy Corps ist eine internationale NGO, die mit Unterstützung des Global Fund arbeitet, und wir sind seit 2007 der Hauptempfänger des Global Fund.
Das Hauptprogramm von Mercy Corps Pakistan ist das TB-Kontrollprogramm. Die aktive Fallfindung ist sehr neu und innovativ. Wir gehen in die entlegenen Gebiete, in denen die Patient/innen keinen Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen haben. Wir nutzen 40 mobile Einsatzfahrzeuge, die digital mit Röntgentechnik und künstlicher-Intelligenz-Software ausgestattet sind.
Die Software bewertet automatisch die Röntgenbilder und dementsprechend entscheiden Personal und Ärzt/innen, ob der/die Patient/in vermutlich an TB leidet. Sobald ein/e Patient/in als Verdachtsfall eingestuft wird, nehmen wir eine Sputumprobe und analysieren sie direkt im Anschluss an die Thoraxaufnahme mit GeneXpert. So können wir die Diagnose unmittelbar bestätigen. Mit diesen 40 mobilen Einsatzfahrzeugen führen wir derzeit in einem Monat 600 bis 800 Thoraxaufnahmen durch.
Ein weiterer Bestandteil der aktiven Fallfindung ist das Probentransportmodell. Sobald in einer Gesundheitseinrichtung eine Sputumprobe entnommen wurde, holen Helfer/innen aus der Gemeinschaft, die nicht zu unserem Personal gehören, die Probe ab und bringen sie anschließend zum GeneXpert-Standort. Auf diese Weise transportieren wir die Probe, ohne dass Patient/innen direkt zur Gesundheitseinrichtung oder zur Diagnoseeinrichtung gehen müssen.
Derzeit transportieren wir täglich 1.000 Proben, das ist also eine große Leistung und ich muss sagen, dass wir durch diese Intervention immer mehr TB-Fälle finden.
Dr. Sabira Tahseen:
Ich denke, das nationale TB-Kontrollprogramm hat sich großartig weiterentwickelt. Wir haben große Fortschritte gemacht, aber es muss noch viel getan werden.
Dr. Faisal Siraj:
Es liegt nicht nur in der Verantwortung der Regierung von Pakistan. Es liegt nicht nur in der Verantwortung internationaler Spender. Es liegt nicht nur in der Verantwortung der privaten Partner, sondern in der Verantwortung der gesamten wichtigen Stakeholder.
Dr. Sabira Tahseen:
Mit diesen neuen Tools und neuen Ansätzen hoffen wir, dass wir TB in Pakistan eliminieren können.
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