Patienten im Krankenhaus

Lesedauer von 5 Min.

06. Dezember 2024

GEMEINSCHAFT UND GLOBALE GESUNDHEIT

Geschichte über Auswirkungen

Frühe Diagnose von Säuglingen zur Eliminierung von HIV in Südafrika

Londiwe, eine junge südafrikanische Mutter, erhielt im Jahr 2017 während ihrer Schwangerschaft die Diagnose einer HIV-Infektion. Ihr Baby kam HIV-positiv zur Welt – und damit war ihr junges Leben unmittelbar gefährdet.  

 

Jedes Jahr werden weltweit schätzungsweise 1.3 Millionen Frauen und Mädchen mit HIV schwanger.1 Ohne geeignete medizinische Maßnahmen liegt die Übertragungsrate von HIV-positiven Müttern auf ihre Babys während Schwangerschaft, Geburt oder Stillzeit (vertikale Transmission) bei 15-45 %.1

 

 

Weltweit lebten im Jahr 2022 rund 1.5 Millionen Kinder (0–14 Jahre) mit HIV.2 Das ist zwar nur ein kleiner Anteil der insgesamt 39 Millionen HIV-positiven Menschen,2 doch Säuglinge und Kinder haben deutlich schlechtere Behandlungsergebnisse, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Daher sind Prävention, Tests und Behandlung unerlässlich.

 

Fortschritte bei der Verhinderung der Übertragung von Mutter zu Säugling

 

In den vergangenen Jahrzehnten wurden enorme Fortschritte in Diagnostik und Behandlung erzielt. In vielen Ländern – darunter Äthiopien, Südafrika und Tansania – liegen die Raten der vertikalen HIV-Übertragung inzwischen unter 5 %. In zahlreichen anderen Staaten, darunter Armenien, Weißrussland, die Karibik, Kuba und Thailand, konnte die vertikale Übertragung sogar vollständig eliminiert werden.3

 

Das UNAIDS Global AIDS Update 2023 verzeichnete einen deutlichen Rückgang der Neuinfektionen bei Kindern. Dies ist ein Erfolg im Zuge wirksamer Interventionen.4 AIDS-bedingte Todesfälle unter Kindern gingen zwischen 2010 und 2022 um 64 % zurück.4 Programme zur Verhinderung der vertikalen Übertragung haben seit 2000 rund 3.4 Millionen neue HIV-Infektionen bei Kindern verhindert.5 Diese Entwicklungen sind sehr ermutigend im weltweiten Kampf gegen AIDS. Dennoch forderte die HIV-Pandemie im Jahr 2022 das Leben von etwa 84.000 Kindern.4 Das sind immer noch viel zu viele.

 

Fortschritte bei der Verhinderung der vertikalen HIV-Übertragung bringen neue Herausforderungen mit sich

 

Dr. Philip Goulder, ein renommierter pädiatrischer HIV-Forscher und Professor für Immunologie an der Universität Oxford, bestätigt, dass die Übertragung von Mutter zu Kind dank Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und Behandlung zunehmend zurückgeht. Er erklärt, dass die Viruslast von Neugeborenen dadurch bei der Geburt oft sehr niedrig ist und dass ohne sofortige, sensitive Tests direkt am POC einige dieser Kinder aus der Nachsorge herausfallen. Das bedeutet, dass sie keine lebensrettende Behandlung erhalten. Dr. Goulder merkt an: „Wenn sie es schaffen zu überleben, haben sie nach einigen Monaten extrem hohe Viruslasten und ihr Immunsystem ist dann unwiederbringlich geschädigt.“

 

Derselbe Trend wurde von Dr. Nomonde Bengu beobachtet, einem Arzt, der sich um Mütter und Babys am Queen Nandi Regional Hospital in Südafrika kümmert. Dr. Bengu merkt an, dass „es Bedenken hinsichtlich der steigenden Anzahl positiver Säuglinge bei ihrer 10-wöchigen Überprüfung gab.“ Sie hebt die Herausforderung in diesen Fällen hervor: „Die Frage ist dann, ob bei der Geburt aufgrund der wirksamen antiretroviralen Therapie ein positives Ergebnis übersehen wurde, oder ob es sich um eine Übertragung nach der Geburt handelt.“ Wir glauben, dass POC-Tests helfen würden, dies zu unterscheiden.

 

Lösungen zur frühzeitigen Identifizierung HIV-positiver Babys

 

Dr. Goulder startete im Jahr 2015 in KwaZulu-Natal, Südafrika, die „Baby Cure“-Studie mit dem Ziel, HIV bei Kindern besser zu verstehen und das Potenzial einer Heilung bei früh behandelten Kindern weiter zu erforschen. Im Rahmen dieses Programms werden Babys, die bereits im Mutterleib mit HIV infiziert wurden, direkt bei der Geburt mittels POC-Tests diagnostiziert. Innerhalb weniger Stunden wird mit einer antiretroviralen Therapie begonnen.

 

Dr. Bengu und ihr Team arbeiten in diesem dringend benötigten Projekt mit Dr. Goulder zusammen, um Patient/innen so früh wie möglich Zugang zu sensitiven HIV-Tests zu ermöglichen. Dr. Bengu betont, dass die Mütter deutlich weniger belastet sind, sobald sie wissen, womit sie es zu tun haben – und dass sie die Behandlung sofort beginnen können.

Studiencomputer von Forschern

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=WA_ad0Klzus

Über die Baby-Cure-Studie wurde Londiwes HIV-Status im Jahr 2017 festgestellt. Dank der POC-Tests vor Ort wurde auch der Status ihrer Tochter identifiziert und sie begann sofort mit der Therapie. Mit einer frühzeitigen Diagnose und Therapieeinleitung sowie dem Zugang zur laufenden Versorgung ist Londiwes Tochter eine Erfolgsgeschichte im Bereich HIV. 2023 feierte sie ihren 6. Geburtstag mit anderen Überlebenden, medizinischen Fachkräften und weiteren Gästen im Queen Nandi Hospital.

Mutter und Kind

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=WA_ad0Klzus

Ziel: Das Auslöschen von HIV bei Kindern

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt bei Säuglingen und Kindern unter 18 Monaten den Einsatz von POC-Tests auf Nukleinsäurebasis (z. B. PCR), um HIV zu diagnostizieren.6 Kürzlich hat die WHO dem Cepheid–Xpert HIV-1 QualXC-Test – einem weiterentwickelten PCR-Test zum Nachweis von HIV-1 bei Säuglingen, Jugendlichen und Erwachsenen – den Präqualifikationsstatus erteilt. „Die WHO-Präqualifizierung soll den Zugang zu zentralen Gesundheitsprodukten sicherstellen, die globale Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit bzw. Leistung erfüllen, um den Einsatz von Gesundheitsressourcen zu optimieren und die gesundheitlichen Ergebnisse zu verbessern.“7

 

Um dem weltweiten Bedarf an zeitnaher HIV-Testung außerhalb traditioneller Gesundheitseinrichtungen gerecht zu werden, wurde der Xpert HIV-1 Qual-XC-Test so entwickelt, dass er sowohl in Laboren als auch direkt am Behandlungsort eingesetzt werden kann. So werden Ergebnisse noch am selben Tag ermöglicht. Das Baby-Cure-Team nutzte eine frühere Version dieses Tests, um Londiwe und vielen anderen direkt am POC schnelle Ergebnisse zu ermöglichen. Dieser Test ergänzt die laufenden Bemühungen der globalen Gemeinschaft, HIV bei Säuglingen auszuradieren, damit alle Kinder ein erfülltes und gesundes Leben führen können.

 

Sehen Sie sich an, wie Dr. Bengu die Baby Cure-Studie im Queen Nandi Regional Hospital Empange, Südafrika, vorstellt:

Transkript

Londiwe Thungo: Mein Name ist Londiwe Thungo. Ich stamme aus Ndlangubo. Ich bin 35 Jahre alt. Ich komme seit der Geburt meiner Tochter Anotha Mthembu im Jahr 2017 ins Queen Nandi Regional Hospital. Bei mir wurde 2017 HIV diagnostiziert, als ich schwanger war.

 

Ncamisile Mazibuko: Mein Name ist Ncamisile Mazibuko und ich bin hier mit meinem Kind Amile Minenhle Ntuli. Ich habe 2018 einen Test machen lassen und die Ergebnisse waren positiv.

 

Dr. Nomonde Bengu: „Unser Krankenhaus war an einer Studie beteiligt, der sogenannten Baby Cure-Studie. Dabei haben wir HIV-gefährdete Mütter mittels POC-Tests untersucht, die HIV-positiven Babys identifiziert und sofort mit der antiretroviralen Therapie begonnen.“

 

Dr. Philip Goulder: „Die Übertragungsraten von Mutter zu Kind sind in den letzten 20 Jahren massiv gesunken. Aber je weiter sie bei In-utero-Infektionen auf unter ein Prozent fallen, desto niedriger ist auch die Viruslast bei den infizierten Babys. In vielen Fällen braucht man deshalb unbedingt einen POC-Test, um die Diagnose überhaupt stellen zu können.“

 

Wenn wir die Diagnose nicht gleich stellen, gehen uns diese Kinder im Grunde in der Nachsorge verloren. Und wenn wir sie dann Monate später wiedersehen – vorausgesetzt, sie haben überhaupt überlebt –, weisen sie extrem hohe Viruslasten auf, und ihr Immunsystem ist irreversibel geschädigt. Deshalb ist die POC-Diagnostik, die wir heute durchführen, für uns von enormer Bedeutung.

 

Londiwe Thungo: Mein Ergebnis lag sofort vor, und man teilte mir mit, dass mein Baby HIV-positiv ist. Aber ich habe andere Kinder gesehen, die ein gutes Leben führen, wenn sie ihre Medikamente nehmen, also begann mein Baby sofort mit der Behandlung.

 

Ncamisile Mazibuko: „Es tat weh, als ich erfuhr, dass mein Kind positiv ist. Aber ich bekam Beratung von der Ärztin, und ich wusste: Ich bin auf diesem Weg nicht allein.“

 

Dr. Nomonde Bengu: Ich erlebe, dass die Mütter sich deutlich weniger Sorgen machen, weil sie beim Verlassen des Krankenhauses genau wissen, womit sie es zu tun haben. Zu Hause können sie sofort mit der Behandlung beginnen.

 

Dr. Philip Goulder: „Die Chance, die man bei der Betreuung von Müttern und Kindern hat, liegt genau darin, die Diagnose so früh wie möglich zu stellen. Dafür braucht es POC-Tests direkt zu Beginn. Nur so maximiert man die Möglichkeit, diese Kinder tatsächlich heilen zu können.“

CE-IVD. In-vitro-Diagnostikum. Bestimmte Tests sind eventuell nicht in allen Ländern erhältlich.

 

Referenzen:

 

1.     WHO. Mother-to-child transmission of HIV https://www.who.int/teams/global-hiv-hepatitis-and-stis-programmes/hiv/prevention/mother-to-child-transmission-of-hiv. Abgerufen am 2/29/0024

2.     UNAIDS Gloabl HIV & AIDS statistics – Fact Sheet https://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet, abgerufen am 2/29/0024

3.     Vrazo AC, Sullivan D, Phelps R. Eliminating mother-to-child transmission of HIV by 2030: 5 strategies to ensure continued Progress. Glob Heal Sci Pract. 2018;6(2):249–56. doi: 10:9745/GHSP-D-17-00097 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6024627/

4.     UNAIDS Global AIDS Update 2023. https://thepath.unaids.org/#:~:text=This%20report%20makes%20clear%20that,clear%20what%20that%20path%20is. Abgerufen am 2/29/0024

5.     The U.S. President’s Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR). San Francisco, CA: Kaiser Family Foundation; 2023 https://www.kff.org/global-health-policy/fact-sheet/the-u-s-presidents-emergency-plan-for-aids-relief-pepfar/. Abgerufen am 2/29/0024

6. Weltgesundheitsorganisation. (2021) . Richtlinien: Aktualisierte Empfehlungen zur HIV-Prävention, zur Diagnostik bei Säuglingen sowie zum Beginn und zum Monitoring der antiretroviralen Therapie. Weltgesundheitsorganisation, https://www.who.int/publications/i/item/9789240022232. Abgerufen am 3/21/2024

7.     WHO-Präqualifikation: Auswirkungen auf Global Access. Präsentiert von Deus Mubangizi, Unit Head, Prequalification Unit, Regulation and Prequalification, WHO. https://www.fda.gov/media/166136/download#:~:text=%E2%80%A2%20WHO%20prequalification%20aims%20to,resources%20and%20improve%20health%20outcomes. Abgerufen am 2/29/0024

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